Aquakultur ist keine Lösung für Überfischung

Laut den Wissenschaftler:innen würde die Welt ohne Wildfisch im Jahr 2030 bereits mit einem jährlichen Mangel an Fischnahrung von etwa 71 Millionen Tonnen konfrontiert werden. Zudem könnte ein verstärkter Fokus auf Aquakultur zu verheerenden sozioökonomischen Folgen für Küstenländer mit niedrigem Einkommen führen.

Ein Großteil aller menschlich genutzten Fischarten im Ozean ist überfischt. Das Problem ist hinlänglich bekannt, dennoch steigt der weltweite Fischkonsum kontinuierlich an. Aquakultur, also die Zucht von aquatischen Lebewesen für die menschliche Ernährung in abgegrenzten Systemen, wird oftmals als Lösung für das Dilemma angesehen. Dieser Aquakultur-Optimismus kann der Realität nicht standhalten. – Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich erschienene Studie von zehn Instituten verschiedener Nationen unter Beteiligung vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel im Fachjournal Frontiers in Marine Science. Darin werten die Forschenden öffentlich zugängliche Zeitreihendaten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO) aus, die den Wandel der Produktivität der Aquakultur von 1950 bis 2018 veranschaulichen und Rückschlüsse auf dessen aktuelle Rolle für die weltweite Nachfrage nach Speisefisch zulassen.

Die Analyse der Daten zeigt einen Höhepunkt des Wachstums der Fischproduktion durch Aquakultur bereits im Jahr 1996. Zwar nimmt die Gesamterzeugung der zehn wichtigsten Zuchtarten weiter zu, die Zuwachsraten aber haben den Zenit bereits überschritten und nehmen ab. Dies betrifft zur Überraschung der Forschenden selbst solche Arten, die nicht von der Fütterung durch aus Wildfisch erzeugtem Fischmehl und -öl abhängen, wie zum Beispiel Algen oder Filtrierer wie Muscheln. Diese Arten werden als besonders wichtig für die Ernährungssicherheit angesehen. Ihre Kultur ist ökologisch weniger schädlich und unter Umständen sogar gut für die Umwelt, da Muscheln das Wasser filtrieren und Algen überschüssige Nährstoffe aufnehmen können.

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(PM Geomar, gek.)

Weitere Informationen unter geomar.de


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