Die Ostsee am Scheideweg?

Kann effektives Meeresmanagement Klimawandelfolgen so mildern, dass die Ostsee wieder einen guten ökologischen Zustand erreicht? Lassen sich zukünftige Beeinträchtigungen des Tourismus durch Rekord-Blaualgenblüten und andere Extremereignisse abwehren? Ein Team vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) präsentiert jetzt eine Studie, in der verschiedene Treibhausgas- und Nährstoffbelastungsszenarien bis 2100 modelliert wurden. Nur in dem optimistischsten Szenario – Nährstoffreduktion durch eine perfekte Umsetzung des Ostsee-Aktionsplans – wird ein guter Umweltzustand erreicht und Extrem-Algenblüten trotz gehäufter Hitzewetterlagen vermieden.

Zu hohe Nährstoffeinträge sind ein großes ökologisches Problem für die Ostsee. Die Folge: Übermäßiges Phytoplanktonwachstum – insbesondere sommerliche Blaualgenblüten. Absterbende Algenblüten wiederum fördern Sauerstoffmangel im Tiefenwasser, wo nur spezielle Bakterien existieren können, nicht aber höheres Leben wie Muscheln oder Fische. Obwohl sich alle Anrainerstaaten bereits vor über 10 Jahren im Rahmen des Ostsee-Aktionsplanes (BSAP, kurz für „Baltic Sea Action Plan“) auf klar definierte Nährstoffreduktionsziele einigten, ist die Umsetzung schleppend, und der im BSAP definierte „gute ökologische Zustand“ der Ostsee wird nicht, wie angestrebt, 2021 erreicht. Auch mehren sich Studien, die davon ausgehen, dass der Klimawandel die Überdüngungsproblematik verschärft.

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Das Forscherteam simulierte verschiedene Zukunftsszenarien, in denen sie drei Nährstoff-Belastungsszenarien (1. perfekte Umsetzung der BSAP-Ziele, 2. Weiterführung des Ist-Zustandes, 3. Worst-Case-Szenario mit steigender Belastung durch wachsende Bevölkerungszahlen) jeweils mit einem von zwei Treibhausgas-Belastungsszenarien (mittlere und hohe Belastung) koppelten. Analysiert wurde dabei die Entwicklung klassischer BSAP-Indikatoren, wie Sichttiefe, Nährstoffkonzentrationen und Sauerstoffmangel im Tiefenwasser. Indikatoren für Extremereignisse waren unter anderem das Auftreten sommerlicher Hitzewellen (ausgedrückt als Anzahl aufeinanderfolgender „tropischer Nächte“ wärmer als 20 °C) sowie dadurch bedingte dauerhaft hohe Oberflächenwasser-Temperaturen (über 18 °C) und Rekord-Blaualgenblüten (Anzahl der Algenblütentage pro Jahr, die jeweils höher sein muss als alle davor beobachteten). Um anhand bereits gemessener Werte die Aussagekraft der Modellierungsergebnisse einschätzen zu können, deckte der Simulationszeitraum die Jahre 1975 bis 2100 ab.

Die vollständige Pressemitteilung (PDF) sowie erste Studienergebnisse finden Sie unter io-warnemuende.de


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