Gesellschaftliche Akzeptanz von Küstenpflanzen als Kohlenstoffspeicher an deutschen Küsten

Küstenökosysteme wie Salzwiesen, Seegraswiesen, Mangroven und Makroalgen können je nach Standort pro Fläche über 30-mal mehr CO2 langfristig binden als intakte Wälder. Unter dem Stichwort „Blue Carbon“ wird daher ihr Potential als Kohlenstoffsenke bzw. für negative Emissionen erforscht. Da die Ökosysteme den Kohlenstoff für Jahrhunderte speichern müssen um wirkmächtig zu sein, ist die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung von Blue Carbon Maßnahmen sehr wichtig. Im Rahmen des Verbundprojektes sea4soCiety der DAM-Forschungsmission »Marine Kohlenstoffsenken in Dekarbonisierungspfaden« (CDRmare) forschen Dr. Michael Fink und das Team der AG Ratter zur Einstellung deutscher Küstenbewohner zu Küstenvegetation als Kohlenstoffspeicher. Erste Ergebnisse aus einer Bevölkerungsbefragung mit über 200 Teilnehmenden an der Nord- und Ostseeküste stellte er am 21.09.2023 beim Deutschen Kongress für Geographie vor.

Die Befragung an 12 Standorten im ländlichen und städtischen Küstenraum Niedersachsens und Schleswig-Holsteins ergab, dass sich viele Küstenbewohner mehr Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel in ihrer Region wünschen. Gleichzeitig kennen und schätzen sie die bei ihnen beheimateten Küstenökosysteme für ihre Biodiversität und ihre Bedeutung zum Küstenschutz. Die wenigsten wissen jedoch, dass diese auch als Kohlenstoffspeicher relevant sein können. Eingriffe in die Küstenökosysteme aus Klimaschutzgründen erfahren daher bislang keine gefestigte Akzeptanz.

Da sich viele der 222 Befragten ein größeres persönliches Engagement für ihre Heimat vorstellen können, fehlt es bisher vor allem auch an passenden Beteiligungsformaten für die Generierung von lokalem Wissen und für die Entscheidungsfindung zur Ausgestaltung lokaler Maßnahmen. „Für den langfristigen Erfolg von Blue Carbon Maßnahmen sind weitreichende Entscheidungskompetenzen der lokalen Küstenbevölkerung, was sich wie und warum in ihrer Heimat ändern soll, entscheidend“, erklärt der Hamburger Geograph Michael Fink.

Das Projekt sea4soCiety erforscht innovative Ansätze zur Verbesserung des Kohlenstoffspeicherpotenzials von vegetationsreichen Küstenökosystemen. Das Ziel ist, die Bewertungskompetenz in Bezug auf Potenzial und Umsetzbarkeit, Risiken und gesellschaftliche Akzeptanz – sowie Wechselwirkungen mit anderen Ökosystemleistungen und Nachhaltigkeitszielen – für Küstenökosysteme in Deutschland und weltweit erhöhen. Weitere Informationen zum Projekt und zur Befragung finden Sie unter https://sea4society.cdrmare.de/ bzw. https://cdrmare.de/science-stories/

Kontakt:

Dr. Michael Fink
Geographisches Institut, Universität Hamburg
michael.fink@uni-hamburg.de


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