Gesunde Meere: Kommission setzt sich für besseren Zustand der Ostsee ein

[... Am 29.09. fand] unter der Schirmherrschaft von Kommissar Sinkevičius die zweite Ausgabe der Konferenz „Our Baltic“ statt, auf der die drängenden ökologischen Herausforderungen rund um die Ostsee diskutiert [... wurden]. An der hochrangigen Konferenz [... nahmen] Ministerinnen und Minister sowie hochrangige Beamtinnen und Beamte mit Zuständigkeit in den Bereichen Fischerei, Landwirtschaft und Umwelt aus acht EU-Ländern des Ostseeraums (Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen und Schweden) teil.

Angesichts der schwerwiegenden Schäden des Ökosystems der Ostsee soll die Konferenz dazu beitragen, die kurz- bis mittelfristigen Maßnahmen zu untermauern und zu ergänzen, die die Mitgliedstaaten ergreifen können, um die Gesundheit der Ökosysteme in der Ostsee sowie den Zustand der Fischbestände zu verbessern. Zu solchen ergänzenden Maßnahmen zählen etwa naturbasierte Lösungen wie die Muschelzucht zur Wiederherstellung sauerstoffarmer Gebiete.

Bergung von Unterwassermunition zur Verhinderung von Umweltschäden

Kommissar Sinkevičius und die Ministerinnen und Minister verpflichteten sich [...], das empfindliche Meeresökosystem der Ostsee zu schützen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Bergung von Unterwassermunition liegt, die seit dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg auf dem Meeresgrund liegt.

Am Vormittag des Konferenztages einigten sich die Ministerinnen und Minister darauf, dass dieses Problem dringend angegangen werden muss, da es Risiken für die marine Tier- und Pflanzenwelt sowie die Küstengemeinden und ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten, einschließlich der Fischerei, mit sich bringt.

[...] Die Kommission schließt sich diesen wichtigen Bemühungen an, indem sie im Rahmen einer offenen Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen konkrete Budgethilfe in Höhe von 2 Mio. EUR bereitstellt, um die wichtigsten Gebiete zu ermitteln und eine angemessene Risikobewertungen durchzuführen.

[...]

Hintergrund

Im Ostseeraum leben mehr als 85 Millionen Menschen. Die Ostsee ist das am stärksten verschmutzte Meer in Europa, das unter anderem durch den Verlust an biologischer Vielfalt, den Klimawandel, Eutrophierung und erhöhte Mengen an Schadstoffen wie Arzneimitteln und Abfällen, insbesondere Kunststoffabfällen, bedroht ist. Derzeit sind 97 % der Ostsee von Eutrophierung betroffen, was einen niedrigen Sauerstoffgehalt zur Folge hat. Darüber hinaus ist die Ostsee ein Ökosystem, dessen geringe Tiefe, begrenzte Verbindung zum Ozean, langsame Wasserzirkulation und niedrige Wassertemperatur es besonders anfällig macht.

Im Jahr 2020 fand eine erste Konferenz „Our Baltic“ statt, auf der die Ministerinnen und Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Umwelt der EU-Mitgliedstaaten im Ostseeraum eine Erklärung annahmen, in der sie sich verpflichteten, die Anstrengungen zu verstärken, um die Ostsee auf einen guten Umweltzustand zu bringen. Insbesondere verpflichteten sich die Mitgliedstaaten, die Zusammenarbeit zu verstärken, um Überfischung zu verhindern und die unter anderem durch die Landwirtschaft, Abfälle im Meer, Schadstoffe sowie versunkene Schiffe und Munition bedingte Verschmutzung besser zu bekämpfen.

Während der beiden Weltkriege wurden zahlreiche Minen in der Ostsee versenkt, und sie wurde nach vielen abgebrochenen oder durchgeführten militärischen Manövern zur Deponie. Historische Daten haben es ermöglicht, die größten Fundstellen zu ermitteln und wichtige Seerouten zu räumen. Unterwasserströmungen können jedoch nicht explodierte Munition bewegen, sodass sich die betroffenen Gebiete erweitern und die Genauigkeit der Kartierung abnimmt.

Nicht explodierte Unterwassermunition verursacht aufgrund der Freisetzung von Chemikalien erhebliche Umweltschäden. Am Boden der Ostsee befinden sich noch rund 300 000 Tonnen nicht explodierter Munition, was Verschmutzungen verursacht und die Entwicklung von Wirtschaftstätigkeiten auf See verhindert, nicht zuletzt im Bereich der blauen Wirtschaft. Dazu gehören unter anderem Offshore-Windparks, Unterwasserkabel und Pipelines. Die meiste in der Ostsee versenkte Munition ist bereits stark korrodiert, da sie seit fast 100 Jahren unter Wasser liegt, und mehrere Studien deuten darauf hin, dass der Großteil in den nächsten fünf bis zehn Jahren undicht werden dürfte, wenn keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden.

(PM Europäische Kommission, angepasst, gekürzt)

Den vollständigen Artikel finden Sie unter ec.europa.eu

Liste der eingegangenen Verpflichtungen zur Lösung des Problems der nicht explodierten Munition (EN)

 

Vergabeverfahren für pilotierte Erkundung von Altmunition in Lübecker und Mecklenburger Bucht gestartet

Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, für die Bergung und Vernichtung von Altmunition in Nord- und Ostsee ein Sofortprogramm aufzulegen. Ziel ist der schnellstmögliche Start von Pilotprojekten zur Bergung der Munition in den Versenkungsgebieten. Das Bundesumweltministerium (BMUV) beabsichtigt nun, Leistungen über die Erbringung von Erkundungs- und Bergungsleistungen in mehreren Gebieten in der Lübecker/Mecklenburger Bucht (vor Haffkrug, Pelzerhaken und Boltenhagen) zu vergeben. [...]

Die auszuschreibenden Erkundungs- und Bergungsleistungen dienen vornehmlich dem Erkenntnisgewinn über den Zustand geborgener Kampfmittel und der Ermittlung von Kennzahlen zur Bergung in Munitionsversenkungsgebieten, die in die weitere Entwicklung einer mobilen, schwimmenden Entsorgungsanlage einfließen. Um die dafür notwendigen Aufgaben zu finanzieren, stehen 100 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt bis 2025 zur Verfügung. [...]

(PM BMUV, 28.09.2023, gekürzt)

Weitere Informationen unter bmuv.de

 

Wie gefährlich ist Munition auf dem Meeresboden?

Welche Gefahren gehen von der Munition in deutschen Meeren aus und wie kann diese sicher geborgen werden? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat mit ihrer Kollegin Alina Metz. Sie hat für diese Ausgabe vom „Forschungsquartett“ mit dem Wirtschaftswissenschaftler Torsten Frey vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) gesprochen. Mehr Informationen unter detektor.fm.


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