EU-Kommission legt europäische Plastikstrategie vor

Der NABU begrüßt den im Januar 2018 von der EU-Kommission vorgestellten Vorschlag für eine Plastikstrategie und fordert die Pläne zur Eindämmung des Plastikabfalls nun zügig umzusetzen. Nach dem Willen der EU-Kommission sollen alle Plastikverpackungen in der EU bis 2030 recycelbar werden, der Verbrauch von Einwegplastik eingedämmt und die Verwendung von Mikroplastik etwa in Kosmetika soll beschränkt werden. Die Strategie zum zukünftigen Umgang mit Kunststoffen kommt zur richtigen Zeit, denn es gibt zahlreiche Baustellen beim Thema Plastik: Es basiert auf fossilen Rohstoffen, es gibt zu viel davon in vermeidbaren Einwegprodukten – von der Kunststofftüte bis zur Plastikflasche – und nach einem sehr kurzen Leben wird es häufig verbrannt, deponiert oder achtlos in der Umwelt entsorgt.

"Die Vermeidung von Einweg-Plastik muss an erster Stelle der zukünftigen politischen Maßnahmen stehen, denn 31 Kilo jährlicher Plastikmüll pro EU-Bürger sind zu viel. 2015 hat die EU ein Reduktionsziel für Plastiktüten ausgegeben, entsprechende Schritte müssen nun auch für andere Anwendungen wie für Einweg-Plastikflaschen und To-Go-Becher folgen“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Zusätzlich müssten mehr wirtschaftliche Anreize für weniger Plastik geschaffen werden. Die EU-Mitgliedsstaaten und die Industrie dürfen sich daher einer EU-weiten Plastiksteuer, wie von Haushaltskommissar Oettinger vorgeschlagen, nicht verweigern. „Eine Materialsteuer, die bei den Plastikproduzenten ansetzt, könnte erheblich zur Kunststoffvermeidung und zu besserem Recycling beitragen. In der Folge würden die Hersteller sich auch mehr Gedanken um umweltschädliche Zusatzstoffe machen, die häufig eine Barriere für das Recycling von Kunststoffen bedeuten“, so NABU-Umweltexperte Sascha Roth.

Auch Deutschland wird von der Plastikflut überschwemmt. Der NABU wird der zukünftigen Bundesregierung, egal welcher politischen Couleur, genau auf die Finger sehen, so dass sie klare Reduktionsziele von Einwegprodukten aus Plastik vorgibt und Hersteller beim recyclingfreundlichen Design von Kunststoffen stärker in die Pflicht nimmt. „Ein ökologisches Maßnahmenbündel muss die Einführung einer Getränkeverpackungssteuer zur Stärkung von Mehrwegverpackungen und eine dynamische Quote beinhalten, die den Einsatz von recycelten Kunststoffen in neuen Produkten und Verpackungen vorschreibt“, so Roth.

Der weltweite Plastikverbrauch ist in den vergangenen Jahrzehnten explodiert. Während Mitte der 60er Jahre noch etwa 15 Millionen Tonnen jährlich genutzt wurden, sind es heute mehr als 310 Millionen Tonnen pro Jahr . Nach aktuellen Schätzungen wird sich der Konsum bis 2050 noch einmal vervierfachen. 40 Prozent der Plastikproduktion gehen auf die Verpackungsbranche zurück, wo es ein großes Vermeidungspotenzial gäbe. 90 Prozent des Plastiks besteht aus fossilen Energieträgern und mittlerweile werden sechs Prozent des weltweit geförderten Erdöls zu Kunststoff verarbeitet. In der EU werden 40 Prozent der Haushaltsabfälle aus Plastik verbrannt, der Rest wird recycelt oder deponiert. Fast die Hälfte des EU-Plastikmülls wurde bisher nach China exportiert, doch die chinesische Regierung hat im Januar weitgehende Importstopps eingeführt. Um die ökologischen Probleme von Kunststoffen anzugehen, stimmen die EU-Institutionen aktuell über ein Maßnahmenbündel in Form von Abfallrichtlinien mit höheren Recyclingquoten (das so genannte Kreislaufwirtschaftspaket) sowie über die EU-Plastikstrategie ab.Schwerpunkte der Strategie sind die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen, die niedrigen Recycling- und Mehrwegquoten von Plastik und dessen Anwendungen sowie die Vermüllung von Land und Meer durch Kunststoffe.

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