Starkes Beben, kleiner Tsunami

Die energiereichsten Erdbeben entstehen dort, wo ozeanische Erdplatten unter Kontinentalplatten abtauchen. Beben an solchen Subduktionszonen bergen immer die Gefahr, dass sie schwere Tsunamis auslösen. Doch als am 1. April 2014 die Erde bei der nordchilenischen Stadt Iquique mit einer Momentenmagnitude von 8,1 bebte, blieb der Tsunami verhältnismäßig klein. Ein einzigartiger seismologischer Datensatz, den Forscher*innen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlichen, liefert eine mögliche Erklärung dafür.

Wer die Entstehung von Erdbeben besser verstehen will, für den ist Nordchile ein ideales Untersuchungsgebiet. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 65 Millimetern pro Jahr schiebt sich in der dortigen Subduktionszone die pazifische Nazca-Platte unter die Südamerikanische Kontinentalplatte. Dabei entstehen Spannungen zwischen beiden Platten. Geowissenschaftler*innen erwarteten früher oder später ein Megabeben wie zuletzt 1877. Doch obwohl Nordchile zu den Schwerpunkten der globalen Erdbebenforschung zählt, gab es bislang keinen umfassenden Datensatz zum Aufbau des Untergrundes. Bis die Natur selbst zur Hilfe kam.

Am 1. April 2014 brach nordwestlich der Stadt Iquique schließlich doch ein Segment der Subduktionszone. Das Erdbeben mit der Momentenmagnitude von 8,1 setzte zumindest Teile der aufgebauten Spannungen frei. Anschließende seismische Messungen vor der Küste Chiles sowie Meeresbodenkartierungen und landbasierte Daten lieferten einen bislang einzigartigen Einblick in die Struktur der Erdplatten. „Damit können wir unter anderem erklären, warum ein verhältnismäßig schweres Beben wie das von 2014 nur einen verhältnismäßig schwachen Tsunami auslöste“, sagt Florian Petersen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. [...]

Die Auswertung der Langzeitmessungen, an der auch Kolleg*innen der Universidad de Chile und der Oregon State University (USA) beteiligt waren, zeigten, dass unerwartet viele Nachbeben zwischen der eigentlichem Erdbeben-Bruchzone und dem Tiefseegraben lagen. „Was uns aber noch mehr überrascht hat war, dass viele Nachbeben recht flach waren. Sie haben sich in der oben liegenden südamerikanischen Kontinentalplatte und nicht entlang der Plattengrenze der abtauchenden Nazca-Platte ereignet“, sagt Petersen. [...]

Offen bleibt noch die Frage, ob das Iquique-Erdbeben von 2014 schon das erwartete große Beben in der Region war oder ob es wirklich nur einen Teil der seit 1877 aufgebauten Spannungen gelöst hat. [...]

(PM Geomar, gekürzt)

Den vollständigen Artikel finden Sie unter www.geomar.de


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