Strandreinigung und nachhaltiges Strandmanagement

Strände sind für Küstengemeinden von großer Bedeutung. Sie stellen zahlreiche, für die Gesellschaft gewinnbringende, Ökosystemleistungen zur Verfügung, wie Küstenschutz, Erholung und Erhaltung der biologischen Vielfalt.  Der Strand als teilweise sehr empfindlicher Naturraum ist jedoch verschiedenen Umweltbelastungen ausgesetzt, die durch eine übermäßige Nutzung noch verstärkt werden können. So können Strandabschnitte z. B. durch Sandverlust, Wasserverschmutzung, Abfälle und Schäden am Ökosystem (bspw. durch den Verlust von Wirbellosen als Beute für Küstenvögel oder die Schädigung dünenstabilisierender Pflanzen) erheblich beeinträchtigt werden.

Angesichts steigender Besucher- und Übernachtungszahlen an der deutschen Ostseeküste mit einem Wachstum von 12,1% zwischen 2014-2017 (BSTC, 2019, PDF) und der prognostizierten Verlängerung der touristischen Hauptsaison aufgrund des Klimawandels besteht für die für Strand- und Küstenmanagement zuständigen Behörden eine dringende Notwendigkeit, langfristige und nachhaltige Managementpläne zu erarbeiten bzw. bestehende dahingehend zu überarbeiten und umzusetzen. Die lokalen Strandmanagementpläne, z.B. Strandsatzungen, dienen als Entscheidungshilfe für lokale Akteure. Sie bieten Orientierung hinsichtlich Richtlinien, Vorschriften und Verfahren bei der Planung und Durchführung von Strandaktivitäten und der zukünftigen Entwicklung.

Ein wichtiger Aspekt, der in einem Strandmanagementplan berücksichtigt werden sollte, ist die Strandreinigung. Sie obliegt den für die Strandbereitstellung und -bewirtschaftung zuständigen Kommunen, die aufgrund der Erwartungen der Öffentlichkeit an „saubere“ Strände hohe Kosten für die regelmäßige, in der Hauptsaison oft tägliche, Reinigung aufwenden. Dabei hat die Entfernung von Müll am Strand eine hohe Priorität. An vielen Orten, einschließlich der Ostseebäder, werden bei der Strandreinigung auch natürliche und organische Stoffe wie Algen und Seegras entfernt, die an Land gespült wurden, sogenanntes Treibsel. Aus sozioökonomischer Sicht ist dies nachvollziehbar, da Treibsel von Touristen oft als stinkendes Ärgernis angesehen wird, das sich nachteilig auf die lokale Wirtschaft auswirken kann. Aus ökologischer Sicht kann die regelmäßige Entfernung von Treibsel langfristig negative Folgen für das Strandökosystem und die Küstenerosion haben. Das Strandgütelabel „Blaue Flagge“ geht so weit, dass Algen und Seegras sich nicht in solchen Mengen am Strand ansammeln dürfen, dass eine Gefahr vom Treibsel ausgeht, es aber nur dann entfernt werden sollte, wenn dies unbedingt erforderlich ist (Blue Flag Beach Criteria, 2017) (pdf DE).

Um sicherzustellen, dass die täglichen Küstenaktivitäten wie die Strandreinigung nachhaltig sind, müssen die lokalen Behörden mit den Interessengruppen zusammenarbeiten und die Maßnahmen koordinieren, die den Naturschutz, den Tourismus, die Entwicklung der Infrastruktur und die Anpassung an den Klimawandel betreffen. Nur dann können langfristige Pläne die öffentliche Nachfrage nach „sauberen“ Stränden, Umweltschutzbelange und wirtschaftliche Interessen ausgleichen. Dies ist für die Kommunen eine große Herausforderung. Die langfristige Planung wird durch verschiedene Gesetze auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene sowie gegensätzlichen Interessen erschwert. Oft arbeiten Strandmanager auch unter Zeitdruck, mit begrenzten Ressourcen und ohne ausreichende Informationen bzw. Anleitung.

Unser Beitrag:

EUCC - Die Küsten Union Deutschland e. V. (EUCC-D) ist die nationale Vertretung der Coastal & Marine Union, dem größten Küstennetzwerk Europas. Ziel des 2002 gegründeten Vereins ist es, die nachhaltige Entwicklung von Meer und Küste, insbesondere an der deutschen Nord- und Ostsee, zu fördern. Die Bereitstellung und Verbreitung von Informationen und der Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Bevölkerung spielen dabei eine zentrale Rolle. Der Themenbereich IKZM ist seit der Vereinsgründung fester Bestandteil der Vereinsstrategie und spiegelt sich in zahlreichen Projekten und Initiativen wider. Ziel der Vereinsaktivitäten ist, Entscheidungsträgern und Akteuren umfassende Informationen zur Verfügung zu stellen, das Bewusstsein über nicht nachhaltige Prozesse zu schärfen und akzeptierte Maßnahmen für die Umsetzung nachhaltiger Praktiken zu entwickeln.

Treibsel-Arbeitsgruppe

Seit 2017 koordiniert EUCC-D die Treibsel-Arbeitsgruppe in MV (TAG-MV), die sich aus Vertretern der Kommunen, Kurdirektoren, privaten Unternehmen, dem Tourismussektor, der Abfallwirtschaft und Forschungsinstituten zusammensetzt. Weitere Informationen finden Sie unter eucc-d.de (PDF).

CONTRA (Conversion of a Nuisance to a Resource and Asset)

Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts CONTRA (2019-2021), fördert EUCC-D das Engagement der Interessengruppen und bewertet die sozioökonomischen Auswirkungen der Strandreinigung, insbesondere Entscheidungen zum Treibsel-Management. Ziel von CONTRA ist es, Wissen zu generieren, das für den nachhaltigen Umgang mit Treibsel im Rahmen des Küstenmanagements erforderlich ist. Das Projekt wird ein „Tool-Kit“ für Management- und Recyclingoptionen entwickeln, mit dem sichergestellt wird, dass die Gemeinden im Ostseeraum die Anforderungen der Touristen an saubere Strände mit Umweltschutzbelangen in Einklang bringen können. 

Weitere Informationen finden Sie unter www.eucc-d.de/aktuelle-projekte/articles/contra.html

KliWaKom (KLImaWAndel in KOMmunen und KOMmunikation)

Die mit dem Treibsel verbundenen Herausforderungen wurden EUCC-D im Rahmen des Projekts KliWaKom (2015-2018) nahegebracht, das sich auf Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in Pilotgemeinden an der Ostseeküste MVs konzentrierte. Die Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels unterstützen hierbei den Trend zum nachhaltigen Tourismus. EUCC-D hat in diesem Zusammenhang Kommunikationsmaterialien für Tourismusfachleute und Gäste umgesetzt sowie Werkzeuge für die interne und externe Kommunikation entwickelt (z. B. Richtlinien für die Notfallkommunikation, Lernmodul Klimawandel).

Weitere Informationen finden Sie unter www.eucc-d.de/aktuelle-projekte/articles/kliwakom.html

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EUCC-D Publikationen

Coastline Reports 26-2019: Seegras und Treibsel – altbekannte Strandressource neu entdeckt (PDF)

Meer und Küste 6-2017: Maschinelle Strandreinigung

Meer und Küste 6-2017: Strandanwurf Pflanzenmasse mit Potential

Flyer: Treibsel – Herausforderung & Nutzen (KliWaKom, PDF)

Flyer: Baltic Beach Wrack (CONTRA, PDF, EN)


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