Umweltstudie belegt Wirksamkeit von Schadstoffverboten in der Nordsee

Seit etwa 1980 ist die Belastung der Nordsee durch anorganische und organische Schadstoffe insgesamt deutlich zurückgegangen. Das ist das Ergebnis von Sediment-Untersuchungen in der Nordsee im Rahmen des Projektes NOAH-Synthese („North Sea Observation and Assessment of Habitats“), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), des Helmholtz-Zentrums Hereon sowie der Hochschulen HAW Hamburg und RWTH Aachen haben 90 verschiedene anorganische und organische Schadstoffe in Sedimentkernen aus der Nordsee bestimmt. Insbesondere analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Sedimente im Skagerak nördlich von Dänemark. Bestimmte Schadstoffe lagern sich überwiegend an Schwebstoffen an und werden mit ihnen über große Strecken transportiert. Aufgrund der natürlichen geologischen Gegebenheiten im Skagerak lagern sich dort die Schwebstoffe als Sediment ab. Das BSH hat im Rahmen des Forschungsprojektes die Sedimentproben entnommen und die klassischen organischen Schadstoffe wie zum Beispiel Pestizide untersucht.

Schadstoffe werden vorwiegend über Flüsse und über die Luft in die Nordsee eingetragen. Die Studie belegt, dass die Schadstoffbelastung in der Nordsee insgesamt in der jüngeren Vergangenheit deutlich zurückgegangen ist. Anhand der Proben konnten in den Sedimentschichten der vergangenen rund 100 Jahre mehrere Belastungshöhepunkte mit hohen Konzentrationen unterschiedlicher Schadstoffe nachgewiesen werden. Dazu gehört auch die als PCB bekannte Gruppe der Polychlorierten Biphenyle, giftiger organischer Chlorverbindungen, die unter anderem als Weichmacher in Lacken und Dichtungsmassen von 1929 bis zu dem gesetzlichen Verbot der Nutzung in offenen Anlagen 1979 verwendet wurden. Die Nutzung in offenen Anlagen machte den Hauptteil der Emissionen aus. Die Belastung des Sedimentes mit PCB ist in dem Zeitraum kurz vor dem Verbot am höchsten.

Das BSH-Schadstoffmonitoring der Nordsee belegt allerdings den Eintrag neuer Substanzen, die der Meeresumwelt schaden. Oftmals reichen kleinste Veränderungen der chemischen Zusammensetzung von verbotenen Substanzen aus, um sie aus der Liste verbotener Stoffe herauszunehmen. Bis zu einem Verbot neuer schädlicher Substanzen vergehen oft sehr viele Jahre.

Die Überwachung der Meeresumwelt zeigt, in welcher Form und mit welcher Effizienz gesetzliche Regelungen zum Verbot bestimmter Schadstoffe den Eintrag von schädlichen Substanzen in die Meere verhindern. Der Nachweis in den bis zu 100 Jahre alten Sedimenten verdeutlicht auch, wie lange die Meeresumwelt durch den Einsatz von Schadstoffen belastet ist und wird.

(PM BSH, bsh.de)

Zur Studie: Assessing the chemical Anthropocene – Development of the legacy pollution fingerprint in the North Sea during the last century


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