Wie gelingt der Offshore-Ausbau naturverträglich?

Wo Windparks gebaut werden dürfen, steuert die Meeresraumordnung (MRO). Anders als von der EU-MRO-Richtlinie vorgesehen, orientiert sie sich in Deutschland bisher aber kaum an der Belastbarkeit der Meeresökosysteme. [...]

Der Schlüssel, um Klima- und Meeresschutz in Einklang zu bringen, liegt in

  • einer klugen, naturverträglichen Standortwahl
  • sorgfältigen Umweltprüfungen, um die Auswirkungen des Ausbaus zuverlässig abzuschätzen
  • wirksamen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen, um negative Effekte größtmöglich zu reduzieren.

An diesen Stellen setzt eine Studie im Auftrag des NABU an, die im Juli 2023 veröffentlicht wurde. [...] Ziel ist, aus Naturschutzsicht weniger kritische Flächen für die Offshore-Windenergie in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee zu identifizieren sowie konkrete Konflikte und Lösungsansätze aufzuzeigen. Die Fläche der deutschen AWZ in Nord- und Ostsee wurde dafür in ein Ampelschema eingeordnet:

  • Grün = Fläche eher naturverträglich, es können trotzdem mehrere hoch sensitive Arten betroffen sein, aber keine besonders sensitive Art (in der Studie werden besonders sensitive Arten höher gewichtet als hoch sensitive Arten).
  • Gelb = Fläche bedingt naturverträglich, es sind auch besonders sensitive Arten betroffen, aber die Auswirkungen sind begrenzt und überwiegend mit gezielten Maßnahmen minderbar.
  • Rot = Fläche nicht naturverträglich, es sind auch besonders sensitive Arten betroffen, es gibt zu viele Auswirkungen, die nicht minderbar sind.

Die Ergebnisse zeigen, dass beim Offshore-Ausbau Klima- und Meeresschutz besser miteinander verzahnt werden müssen, indem kritische Flächen vom Ausbau ausgenommen werden. [...]

Insbesondere die Flächen um das Naturschutzgebiet Sylter Außenriff-Östliche Deutsche Bucht sollten laut der Studie von Windenergie freigehalten werden. [...]

Grundsätzlich stößt die Studie an, die Flächenverteilung auf unseren Meeren flexibler zu denken und nicht allein im heute abgesteckten Rahmen. Das wäre eine Aufgabe für eine Fortschreibung der Meeresraumordnung und bedeutet, dass

  • andere Nutzergruppen (wie zum Beispiel der Schiffsverkehr) Platz schaffen für weitere Windflächen
  • verschiedene Nutzergruppen Flächen gemeinsam nutzen oder
  • Flächen gezielt zwischen Nutzergruppen getauscht werden, um die ökologischen Auswirkungen zu reduzieren

Dennoch erscheint es unwahrscheinlich, dass sich alle Nutzungen und die gesetzlich angestrebten 70 GW Offshore Wind naturverträglich im Meer installieren lassen. Um das zu erreichen, braucht es deshalb eine deutlich höhere Flächeneffizienz. Die gewonnene Energiemenge pro Fläche muss steigen, um genügend Raum für geschützte Arten und Lebensräume zu sichern. Hier ist die Politik gefragt, die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu setzen; die Industrie muss mit technischen Innovationen die Flächeneffizienz steigern.

Um die Anwendung der Studienergebnisse in der Praxis zu unterstützen, finden sich Flächensteckbriefefür alle derzeit nach mariner Raumordnung festgelegten Gebiete im Anhang der Studie. Sie führen relevante Eckdaten auf, gehen auf betroffene Schutzgüter ein, benennen maßgebliche Wirkfaktoren und potenzielle Vermeidungs- oder Minderungsmaßnahmen und bieten weitere Informationen zu umliegenden Schutzgebieten und deren Schutzzwecken.

(PM NABU, gek.)

Weitere Informationen finden Sie unter nabu.de

Die Studie "Bewertung der deutschen AWZ-Flächen von Nord- und Ostsee für einen möglichst naturverträglichen Offshore-Wind-Ausbau" finden Sie hier.

Informationen zur Meeresraumplanung finden Sie unter bsh.de.


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