Abwasser in Küstenregionen neu gedacht

Das Projekt NURSECOAST-II befasst sich seit Januar 2023 mit der Abwasserbehandlung in ländlichen Küstenregionen der Ostsee, die im Sommer stark vom Tourismus geprägt sind. Die vorhandenen Kläranlagen sind häufig nur für die Nebensaison ausgelegt und können die in der Hauptsaison stark steigenden Abwassermengen nicht bewältigen. Dies führt unter anderem zu Geruchsproblemen und zusätzlicher Belastung der ohnehin stark verschmutzten Ostsee. Ziel des dreijährigen Projekts ist es, alternative Lösungen zu entwickeln und an sechs Standorten (Pilotanlagen) zu testen, um schlussendlich den Nährstoffeintrag ins Meer zu reduzieren.
Im Mittelpunkt des vorletzten Projekttreffens im Mai standen die Fortschritte der Pilotaktivitäten. Die Projektbeteiligten stellten ihre bisherigen Ergebnisse vor und diskutierten diese gemeinsam mit eingeladenen Fachleuten aus verschiedenen Kommunen, um Erfahrungen auszutauschen und praxisnahe Impulse zu geben. Dabei wurden die Auswirkungen des Tourismus auf die Abwasserinfrastruktur deutlich. In einigen Gemeinden, in denen die Besucherzahlen saisonal um bis zu 2000 % ansteigen, stellt die Bewältigung der ungleichmäßigen Abwasserverteilung nach wie vor eine große Herausforderung dar.
Als vielversprechender Lösungsansatz wurde unter anderem der Einsatz der sogenannten ‘Nanobubble-Technologie‘ vorgestellt. Diese ermöglicht es, die Kapazität biologischer Kläranlagen deutlich zu steigern – flexibel und bedarfsgerecht, ohne das gesamte System austauschen zu müssen. Auch naturbasierte Lösungen wie Pflanzenkläranlagen wurden getestet. Sie sind wartungsarm, kosteneffizient, umweltfreundlich und besonders für Orte mit wenig Platz gut geeignet.
Die gewonnenen Erkenntnisse fließen unter anderem in einen Policy Brief ein, den EUCC-D zum Projektabschluss erarbeitet. Ziel ist es, konkrete Empfehlungen zur Verbesserung der Abwasserbehandlung in touristisch geprägten Küstenorten an Entscheidungstragende weiterzugeben – darunter auch die Förderung der genannten Technologien sowie die bessere Datenerhebung kleiner Kläranlagen.
Das Treffen bot einen wertvollen Austausch zu Erfahrungen, Herausforderungen und Innovationen und unterstrich die Bedeutung grenzüberschreitender Zusammenarbeit für den Schutz sensibler Küsten- und Inselregionen.
Mehr zum Projekt, den Pilotanlagen sowie der Arbeit von EUCC-D finden Sie auf interreg-baltic.eu und hier.