Wahrnehmung von Treibsel an Stränden
Eine nachhaltige Bewirtschaftung des Treibsels, auch Strandanwurf genannt, erfordert einen ganzheitlichen Ansatz der Strandreinigung, der nicht nur die Erwartungen der Öffentlichkeit an einen "hochwertigen" touristisch genutzten Strand erfüllt, sondern auch das natürliche Ökosystem Strand schützt. Dennoch wird Treibsel im Rahmen der routinemäßigen Strandreinigung regelmäßig und meist vollständig von den Sandstränden entfernt, ohne dass die langfristigen ökologischen Folgen berücksichtigt werden. Als Hauptgrund für die Beseitigung von Treibsel wird oft die öffentliche Nachfrage genannt, doch gibt es nur sehr wenige Informationen über die Akzeptanz von Treibsel in der Öffentlichkeit und die Auswirkungen von Treibsel auf die Strandaktivitäten der Menschen.
Als Bestandteil laufender Arbeiten zum Thema Strandmanagement schließt die aktuell im Journal of Coastal Conservation veröffentlichte Studie der EUCC-D "Beach wrack of the Baltic Sea - public acceptance and implications for beach management" die Wissenslücke bezüglich der öffentlichen Wahrnehmung von Treibsel an touristisch genutzten Ständen und der Erwartung an das Strandmanagement.
Auf Grundlage von 691 Befragungen an 14 Stränden im Ostseeraum (davon 3 in Mecklenburg-Vorpommern) ergab die Studie, dass die Öffentlichkeit keine vollständige Entfernung von Treibsel fordert. Stattdessen können kleine Mengen von Treibsel (≤1 m breite Streifen oder vereinzelte Klumpen am Strand) an Ort und Stelle belassen werden, ohne die Strandgäste und ihre Aktivitäten nennenswert zu stören. Strandgäste, die schon einmal mit kleinen Mengen Treibsel konfrontiert waren, waren in der Regel toleranter gegenüber größeren Mengen. Die Studie deutet auch darauf hin, dass die Akzeptanz von Strandgästen gegenüber Strandanwurf nicht nur von der persönlichen Erfahrung abhängt, sondern auch vom Wissensstand, d. h. je besser die Kenntnisse über Treibsel waren, desto größer war die Akzeptanz.
Basierend auf diesen neuen Informationen wird den Verwaltungen von touristisch genutzten Stränden empfohlen, ihre Maßnahmen so anzupassen, dass Treibsel nur teilweise entfernt wird, so dass eine geringe Menge übrig bleibt, die von den Strandbesuchern toleriert wird. Zusammen mit Sensibilisierungsmaßnahmen, z. B. durch Beschilderung, um die Öffentlichkeit über die natürliche Bedeutung des Treibsels für das Ökosystem des Strandes und den Küstenschutz zu informieren, kann dies mögliche langfristige, negative Auswirkungen auf den Strand und den Strandtourismus selbst abmildern.
Den vollständigen Artikel finden Sie unter link.springer.com
Hofmann, J., Stybel, N., Lovato, M. et al. Beach wrack of the Baltic Sea – public acceptance and implications for beach management. J Coast Conserv 28, 3 (2024). https://doi.org/10.1007/s11852-023-00995-3
Die Studie fand im Rahmen des Interreg Baltic Sea Region Projektes CONTRA statt. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier und unter beachwrack-contra.eu/