Zukunftsvisionen für unsere Küsten
Am 15. November 2024 organisierten EUCC – Die Küsten Union Deutschland e.V. und das Institute for Art and Innovation einen interdisziplinären Workshop zum nachhaltigen Küstenmanagement und der Produktion erneuerbarer Energien. Dieser fand im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum in Wilhelmshaven statt.
Zu Beginn erhielten die Teilnehmenden eine exklusive Führung durch die Ausstellung im Besucherzentrum und bekamen einen Einblick in die einzigartige natürliche Umwelt, die eine zentrale Rolle in den Nachhaltigkeitsbemühungen entlang der Küsten spielt.
Danach folgten Einführungen in die Workshopausgestaltung und Impulsreferate, die zu wertvollen Diskussionen über die zukünftige Umsetzung der Energiewende im Küstenumfeld anregten. Referierende waren:
- Nardine Stybel (EUCC - Die Küsten Union Deutschland) – sie leitete thematisch in den Workshop ein, stellte das Konzept der Dialogreihe im Rahmen des H2Mare-Projektes TransferWind vor und ging auf den innovativen Charakter des Workshops ein, der als Pilotaktion im Zuge der Prep4Blue-Initiative als Beitrag zur EU-Mission zur Wiederherstellung der Ozeane und Gewässer ausgewählt wurde.
- Thomas Schwabe (Siemens Gamesa) – er erläuterte das Potenzial der Offshore- Wasserstoffproduktion für Küstenregionen und stellte Aktivitäten und Ergebnisse im Wasserstoffleitprojekt H2Mare vor.
- Katrin Lampe (Energy Hub Wilhelmshaven) – sie präsentierte aktuelle Planungen für grüne Energie in der Region Wilhelmshaven und betonte dabei die Bedeutung der Einbindung lokaler Gemeinschaften.
- Dr. Laura Schmidt (Climate Service Center Germany (GERICS)/ Helmholtz-Zentrum Hereon) – sie gab Einblicke in die Forschung zu gesellschaftlicher Akzeptanz von grünen Energietechnologien und ging auf zukünftige Herausforderungen ein.
- Nicole Loeser (Institute for Art and Innovation) – sie stellte die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich nachhaltiger Transformation vor und leitete den Workshop basierend auf der Art for Futures Lab Methode an.
Die für das Projekt „Sustainable Coastal Futures“ angepasste Methode des Art For Futures Lab (AFFL) inspiriert innovative Zukunftsvorstellungen. Dabei kombiniert der Ansatz Szenarioplanung, Systemdenken, Regnose und Design Thinking mit World-Building-Techniken. Die AFFL-Methode fördert die kreative Zusammenarbeit zwischen Sektoren und befähigt verschiedene Interessengruppen, nachhaltige und integrative Lösungen zu formulieren, zu konzipieren, zu verhandeln und zu gestalten.
In Kleingruppen vertieften die Teilnehmenden aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Journalismus, Kultur, Wissenschaft und Innovation ihre Zukunftsvisionen für ein klima-positives Leben bis 2050. Gemeinsam wurden vier konkrete Szenarien für die Herausforderungen des Klimawandels, der Ressourcenknappheit und der steigenden Bedeutung von Ökosystemschutz und erneuerbaren Energien, insbesondere grüner Wasserstoffenergie, entwickelt.
Zentrale Elemente der entwickelten Szenarien sind die enge Verzahnung von Technologie und Natur sowie innovative Konzepte zur Energiegewinnung aus Tiden-, Wind-, Bewegungs- und Sonnenenergie. So wurde z.B. über die Umsetzung von sog. Schwammkraftwerken diskutiert oder über Bio-Wellen-Generatoren, die Bewegungen von im Wasser lebenden Organismen zur Energiegewinnung nutzen. Den Teilnehmenden war darüber hinaus wichtig, dass die zukünftige Energieproduktion und die dafür notwendige Infrastruktur nicht im Konflikt mit der natürlichen Umwelt steht, sondern diese sogar begünstigt - beispielsweise durch gezielte Maßnahmen, die zum Schutz und zur Renaturierung von Seegraswiesen und Austernriffen beitragen und gleichzeitig die Stabilisierung der Küsten und des marinen Lebensraums unterstützen. Diese ökologischen Ansätze bieten nicht nur Klimaschutz, sondern auch wirtschaftliche Chancen für nachhaltige Fischerei und regenerativen Tourismus.
Der Fokus lag nicht nur auf der Produktion erneuerbarer Energien entlang der Küsten, sondern auch auf den zukünftigen Herausforderungen im Zusammenleben von Mensch und Natur, die durch Aspekte der Mobilitätswende, regenerative Praktiken und die Förderung von Recyclingmethoden hervorgehoben wurden.
Die Szenarien verdeutlichen die Notwendigkeit einer integrierten Herangehensweise, die Technologie, Natur und Gesellschaft vereint. Um eine nachhaltige Zukunft zu sichern, ist es notwendig, stärker in partizipative Prozesse zu investieren und autarke, dezentralisierte Energiesysteme zu etablieren, die weniger abhängig von zentralen Infrastrukturen sind.
Die Workshopergebnisse, entwickelte Szenarien und deren Visualisierungen, werden für weitere Dialogformate genutzt. Ergebnisteile werden in der Wanderausstellung “Meer · Grüne · Zukunft” eingebettet, die im Rahmen des H2Mare-Projekts TransferWind ab 2025 durch Norddeutschland tourt.
Weitere Informationen
Dialogformate und Wanderausstellung in H2Mare TransferWind